Ja, es sind besondere Zeiten. Wir haben es mit einer globalen Krise zu tun, deren Auswirkungen bis jetzt noch nicht gänzlich einzuschätzen sind. Wir können zum Glück diese Zeiten im Kreise unser Liebsten und Vertrauten verbringen, doch was bewegt unsere ausländischen Schüler, die nicht bei ihren Familien sein können, und wie geht es den Eltern der uns anvertrauten Schüler, von denen sie bis zu 8000 km entfernt leben?

Kunju und Xuxuan gaben in einem Gespräch mit Matthias Zander Auskunft über ihre derzeitige Gemütslage. Eingangs kann gesagt werden, dass die Schüler keine große Angst um ihre Gesundheit haben. Sie fühlen sich grundsätzlich wohl und sicher in Deutschland und vor allem im Krüger-Internat, welches den Schülern einen beschützenden Rahmen bietet. Wir erleben unsere Schüler als sehr reif und gefasst im Umgang mit dieser neuartigen Situation.

Die Eltern machen sich da mehr Sorgen, aber unsere Bevölkerungsdichte vor Ort, der geringe Kontakt zur Außenwelt und regelmäßige Telefongespräche oder der Austausch über soziale Medien, haben die Sorgen der Eltern enorm verringert. Das größte Problem für unsere Schüler besteht wohl in dem Umgang mit dem Plus an Zeit, welche tagtäglich im vorher nicht bekannten Maße zur Verfügung steht. Erlebnispädagogische Veranstaltungen können nicht angeboten werden, der schulisch betreute Teil zur Bearbeitung der Hausaufgaben über die Schulcloud umfasst lediglich 2 Stunden am Tag, die Sporthalle ist geschlossen und der Kontakt zu anderen Mitschülern bleibt weitestgehend aus.

Eine Sorge treibt sie aber dennoch um: die Ungewissheit um die Dauer der Krise. Sie haben kein Problem damit, auch während der Osterferien im Internat unterzukommen, da die Ferienwohnungen für die Ferienzeit aufgrund von Corona-Bestimmungen aufgekündigt wurden. Sie haben auch kein Problem damit, in den Ferien das tägliche Angebot des Internats zur Sprachförderung wahrzunehmen, aber die Sorge, vielleicht lange nicht nach Hause zu können, wiegt dann doch schwer.

Zudem ist nicht einzuschätzen, wann der Regelunterricht wieder stattfinden kann. Der fehlende Unterricht ist schwer zu kompensieren, obwohl das Arbeiten mit der Schulcloud laut ihrer Aussage gut funktioniert, den Lehrer aber nicht ersetzen kann. So bleibt das mulmige Gefühl, das Schulziel unter diesen Umständen vielleicht nicht erreichen zu können. Die kommenden Wochen müssen also für Schule und Internat genutzt werden, in diesem besonderen Umfeld außergewöhnliche Instrumente zu finden, um dem Lehrauftrag über das behördlich festgesetzte Maß hinweg gerecht zu werden. Zu beobachten ist, dass mit Hochdruck an einer solchen Lösung gearbeitet wird.

Krisen sind zwar Krisen, aber sie bringen auch große Chancen mit sich. Wir, die Friedrich-Krüger-Stiftung, sind jedenfalls fest entschlossen, aus dieser Corona-Krise gestärkt herauszutreten. Auf die Frage, was unsere Schüler denn bei einem längeren Ausfall des Internets machen würden, kam lediglich die Antwort: „Dann haben wir wirklich eine Krise!“